Eine Verstopfung (medizinisch Obstipation) betrifft etwa jedes 10. Kind. Die Ernährung spielt zwar eine große Rolle, ist aber häufig nicht die alleinige Ursache. Die neueste Forschung geht davon aus, dass das Mikrobiom im Darm eine viel größere Rolle spielt, als bisher bekannt war. Trotzdem kann eine optimierte Mischkost mit ausreichend Trinken (Wasser), Obst, Gemüse und eine ballaststoffreiche Ernährung das Auftreten etwas reduzieren.
Bei der Verstopfung entsteht ein Teufelskreis. Harter Stuhlgang tut weh, beim nächsten Stuhldrang wird der Stuhl aus Angst vor Schmerzen zurückgehalten, was dem Darm Zeit gibt mehr Wasser zu entziehen und die Verstopfung verschlimmert. Dadurch tut es beim nächsten Mal wieder weh und der Teufelskreis geht weiter.
Gestillte Säuglinge haben zehnmal pro Tag bis einmal alle zwei Wochen Stuhlgang, ohne dass das Kind Beschwerden hat. Diese Frequenzbreite gilt als unauffällig. Größere Kinder haben üblicherweise alle 1-2 Tage Stuhlgang, manchmal jedoch auch nur alle 3-4 Tage, was nicht immer eine Verstopfung sein muss
Symptome und Anzeichen einer Verstopfung sind Bauchschmerzen, schmerzhafter, harter Stuhlgang, Stuhlschmieren, seltene Entleerung großer Stuhlmassen, welche manchmal im Bauch tastbar sind. Manchmal ist auch dünnerer Stuhl aber in häufigen kleinen Mengen ein Anzeichen.
Mögliche Ursachen sind schmerzhafte Erfahrung beim Stuhlgang z.B. ein wunder Po, aber auch Lebensmittel oder Medikamente, neue einschneidende Erlebnisse, z.B. die Geburt eines Geschwisterkindes oder die Trennung der Eltern.
Die Angst vor dem schmerzenden Stuhlgang prägt sich so doll ein, dass als Therapie nicht die einmalige Beseitigung des harten Stuhlgangs (z.B. durch Einläufe oder weichmachendes Pulver) reicht. Kinder müssen über Wochen, Monate, teilweise sogar Jahre die Erfahrung machen, dass Stuhlgang nicht mehr weh tut, bevor man aus dem Teufelskreis entkommen kann. Dafür benötigen Sie eine medikamentöse Dauertherapie mit stuhlweichmachendem Pulver (Wirkstoff Macrogol), meist über mehrere Monate, damit das Darmvolumen, was oft zuvor stark vergrößert ist, sich wieder normalisiert.
Macrogol wird nicht aufgenommen, es verbleibt im Darm und bindet Wasser, wodurch der Stuhl aufweicht. Als schwächere Alternative kann im 1. Lebensjahr auch Lactulose verwendet werden.
Unterstützend zur medikamentösen Therapie sollte bei größeren Kindern ein Toilettentraining durchgeführt werden. Dies ist etwa ab dem 3. Lebensjahr möglich. Nach den Hauptmahlzeiten sollte das Kind für 5-10 Minuten (je jünger, desto kürzer) auf das Töpfchen/die Toilette geschickt werden. Wichtig ist eine entspannte Atmosphäre (Buch anschauen, Musik hören). Das Ziel ist das Einüben des gastrokolischen Reflexes – nach der Nahrungsaufnahme kommt es zu einem Zusammenziehen des Dickdarms und damit zum Stuhldrang. Zudem kann eine Erfolgskontrolle mit Thrönchenkalender (z.B. Sticker) hilfreich sein.
Der Heilungsprozess kann durch eine hohe Trinkmenge, ballaststoffreiche Nahrungsmittel (Vollkorn) sowie viel Bewegung unterstützt werden.
Zusammenfassende Empfehlungen
- Macrogol täglich geben. Die Dosis kann in bestimmten Grenzen an die Frequenz und Konsistenz des Stuhls angepasst werden. Das Ziel ist weicher Stuhlgang mindestens einmal täglich.
- ausreichende Flüssigkeit. Unter normalen Wetter-, Aktivitäts- und Gesundheitsbedingungen:
- 1 bis 4 Jahre ca. 800 ml/Tag
- 4 bis 10 Jahre ca. 950 ml/Tag
- 10 bis 13 Jahre ca. 1200 ml/Tag
- ab 13 Jahren ca. 1500 ml/Tag
- für genauere Angaben siehe www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/wasser/
- Diät:
- ballaststoffreiche Lebensmittel: Vollkornprodukte, Gemüse und Obst.
- günstige Obstsorte: Apfel, Birne, Pflaume, Melone, Orange, Grapefruit, Melone
- ungünstige Nahrungsmittel: Weißbrot, Nudeln, Reis, Banane, Schokolade.
- Bewegung fördern.
- tägliche postprandiale Toilettenroutine ab ca. 3 Jahren:
- nach den Hauptmahlzeiten mindestens 5 Minute auf dem Toilettenstuhl sitzen.
- auf eine angenehme Umgebung, bzw. positive Stimmung achten (Buch anschauen, Musik hören).
- Das Abstützen der Füße und ein geeigneter Toilettensitz ist wichtig um die Entleerung zu erleichtern.
- Stuhlprotokoll / Thrönchenkalender führen und Belohnungsplan benutzen