Eines der häufigsten Probleme im Kindes- und Jugendalter und einer der häufigsten Vorstellungsgründe beim Arzt sind Bauchschmerzen.
Bei neun von zehn Kindern, die sich wegen wiederkehrenden Bauchschmerzen beim Arzt vorstellen, lässt sich keine körperliche Ursache finden. Man spricht dann von funktionellen Bauchschmerzen. Auch wenn keine organische Ursache vorliegt, die Schmerzen, die ihr Kind verspürt, sind nicht weniger belastend und sollten deshalb genauso ernst genommen werden.
Mögliche organische Ursachen (10 % der Kinder welche sich mit Bauchschmerzen vorstellen) sind z.B. Erkrankungen des Magen-Darmtraktes, der Leber, der Nieren oder der Gallenblase oder auch eine Nahrungsmittelunverträglichkeit (z.B. Laktose-, Fruktoseintoleranz oder Zöliakie).
Die funktionellen Bauchschmerzen (90% der Kinder, welche sich mit Bauchschmerzen vorstellen) unterteilen sich in verschiedene Schmerzarten:
Funktionelle Oberbauchschmerzen (auch Reizmagen genannt) – eher selten, Symptome können sein: Übelkeit, Erbrechen, Magenbrennen, Völlegefühl und Blähungen.
Abdominelle Migräne: regelmäßig auftretend, mindestens eine Stunde andauernd, begleitet von Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Lichtscheu und Blässe, dazwischen beschwerdefrei, Bauchschmerzattacken plötzlich und immer recht gleichförmig.
Reizdarmsyndrom: Schmerzen in der Nabelgegend, meist Zusammenhang mit Stuhlentleerung, kann Durchfall oder zu harter Stuhl sein, oft nach der Stuhlentleerung Besserung.
Typische Symptome der funktionellen Bauchschmerzen: eher in der Nabelgegend und nicht im Ober- oder Unterbauch, nachts Beschwerdefreiheit, kann sich trotz der Schmerzen ablenken und beim Spielen den Schmerz vergessen. Oft besteht eine gleichzeitige emotionale Belastung (Schulstress, Trennung der Eltern o.ä.), keine weiteren Symptome (wie hohes Fieber, starker, Durchfall, harte Bauchdecke, starkes Erbrechen). Viele Kind haben parallel auch Kopfschmerzen, welche immer wieder auftreten.
Ursachen und Mechanismen
Um die Entstehung und das Bestehen solcher Schmerzen zu verstehen muss nicht nur der Bauch alleine, sondern der Mensch als Ganzes, als biopsychosoziales Wesen betrachtet werden. Eine Störung in einem Teil des biopsychosozialen Komplexes wirkt sich auf alle anderen Teile aus und wird von den anderen Teilen runter- oder hochreguliert. Das biopsychosoziale Modell stellt diese komplexe Interaktionen dar:
Mögliche biologische Ursachen: Veränderung der Darmflora mit eher schädlichen Bakterien gegenüber den Nützlichen und ein empfindliches Nervensystem der Darm-Hirn-Achse. So können normale Reize wie etwa eine gedehnte Darmwand bereits schmerzhaft sein, eventuell entstehend nach Magen-Darm-Infekt, welcher die Wahrnehmungs- und Schmerzschwelle senkt.
Psychosoziale Belastungen wie Schulstress, Schulwechsel, Umzug, Todesfälle, Trennungen, Geburt eines Geschwisterkindes, Konflikte oder Streit wirken sich in unterschiedlichen Formen fast immer auf den Körper aus. Bauchschmerzen oder Missempfindungen im Bauchbereich zählen zu den Häufigsten Symptomen.
Gefühle im Bauch: Beim Glücksgefühl spricht man auch manchmal von „Schmetterlingen im Bauch“, negative Stimmung wird zum Teil ausgedrückt mit „mir geht es besch…“ – ein Grummeln im Bauch kann auch positiv wahrgenommen werden, ebenso kann eine normale Bewegung als schmerzhaft wahrgenommen werden.
Wie kann ich helfen? Achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung, achten Sie auf die Zeichen einer Verstopfung, bauen Sie ggf. die Darmflora mit Probiotika auf. Medikamente gegen Schmerzen sollten nur kurzfristig und unter vorheriger Rücksprache eingenommen werden.
Wo könnten die belastenden Probleme liegen? Wie könnten Sie diese zusammen mit ihrem Kinder lösen? Nicht auf alle Schmerzphasen mit deutlicher Sorge und Beunruhigung reagieren, kurzes Innehalten und Wahrnehmen der Schmerzen, tun was hilft (Tee, Wärme, Massage), dann aber wieder Alltagsaktivität weitermachen. Wenn man seinen Alltag weiter erleben kann trotz der Schmerzen, übermittelt dies eine Selbstwirksamkeit, die eine positive Stimmung fördert, welche sich auf die Schmerzintensität sehr positiv auswirkt. Grundsätzlich: Aktivierung statt Schonung.
Immer zum Arzt bei:
- nächtlichen Bauchschmerzen
- wiederkehrendem Erbrechen
- heftigen und starken Schmerzen, sodass ihr Kind nichts anderes machen kann
- harter Bauch
- Blut im Stuhl
- Gewichtsabnahme
- Menstruationsprobleme, die vorher nicht da waren
- einigeln und Abbruch von sozialen Kontakten