Praxis für Kinder- und Jugendmedizin, Pneumologie und Kinderkardiologie
Dr. med. univ. Maren de Haan, Natalie Gossen
Dr. med. univ. Maren de Haan, Natalie Gossen    |    Splittenbrede 1    |    33613 Bielefeld

Kopfschmerzen

Kopfschmerzen hat fast jeder schon einmal gehabt oder wird sie erleben.

Es wird zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen unterschieden. Primäre Kopfschmerzen treten selbstständig auf, ohne, dass sie die Folge einer anderen Krankheit sind. Der am häufigsten auftretende primäre Kopfschmerz ist der Spannungskopfschmerz, gefolgt von der Migräne.

Bei den sekundären Kopfschmerzen treten die Kopfschmerzen nur als Symptom auf. Es liegt eine andere Grunderkrankung vor. Am häufigsten zum Beispiel im Rahmen eines grippalen Infektes, selten aber auch als Zeichen einer schlimmeren Erkrankung wie z.B. einer Hirnhautentzündung. Um die verschiedenen Kopfschmerzarzten gut unterscheiden zu können und eine passende Diagnostik und Therapie zu etablieren, gibt es einige wegweisende Merkmale.

Spannungskopfschmerzen

Die Kopfschmerzstärke wird von den Kindern eher als leicht bis mittelschwer eingestuft und am ganzen Kopf erlebt. Der Schmerz wird wie ein zu enger Helm oder ein straffes Stirnband um den Kopf beschrieben und oft als drückend oder dumpf empfunden. Oft ist auch die Nackenmuskulatur verspannt. Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen treten hier in der Regel nicht auf. Die Kinder klagen nur selten über Licht- oder Lärmempfindlichkeit und haben in der Regel keine Rückzugstendenzen. Körperliche Anstrengung verstärkt den Schmerz üblicherweise nicht, kann ihn sogar eher lindern.

Migräne

Die Migräne ist der Kopfschmerz, der am häufigsten zum Arzt führt, da es ein sehr intensiver Schmerz ist. Etwa 10% der Kinder- und Jugendlichen leiden an Migräne; auch Kleinkinder können betroffen sein.  Die Kinder beschreiben den Kopfschmerz oft als „Messer im Kopf“, „wie mit einem Hammer geschlagen“, „Blitze um den Kopf“.  Bei Jugendlichen und Erwachsenen wird der Schmerz oft als einseitig, pochend im Augen- und Schläfenbereich beschrieben. Bei Kindern ist der Schmerz auch oft beidseitig, meist im Stirnbereich. Bei etwa 20% der PatientInnen tritt etwa 20–30 Minuten vor dem Kopfschmerz eine Aura auf. Diese kann sich z.B. durch Sehstörungen (Flimmern oder Gesichtsfeldausfälle), aber auch durch neurologische Symptome, wie Sprachstörungen, Kribbeln, oder selten auch eine Lähmung äußern. Diese Beschwerden verschwinden jedoch in der Regel nach kurzer Zeit (circa 1 Stunde) von selbst und sind ungefährlich. Ein weiteres typisches Merkmal für die Migräne ist zudem eine Licht- und Geräuschempfindlichkeit. Bei körperlicher Anstrengung nimmt der Schmerz zu.  Auch können Übelkeit und Erbrechen auftreten. Die meisten Kinder wollen sich in einen ruhigen dunklen Raum zurückziehen. Sie hören plötzlich mit dem Spielen oder anderen Aktivitäten auf und möchten sich hinlegen. Zudem können vegetative Symptome, wie z.B. Blässe oder Rötung des Gesichts, Schweißausbrüche und Zittern auftreten. Typisch ist auch, dass sie im Laufe einer Attacke einschlafen und nach Minuten-Stunden weitgehend ohne Beschwerden wieder aufwachen. Eine Episode einer Migräneattacke kann zwischen 4- 72 Stunden anhalten.

Von den Kindern, welche bereits vor der Pubertät an Migräne leiden, haben 40% nach der Pubertät keine Migräne mehr. Bei sehr frühem Beginn, häufigen und schweren Attacken sowie zusätzlichen psychiatrischen Erkrankungen ist die Prognose eher ungünstig. Migräne tritt familiär gehäuft auf, sodass eine genetische Veranlagung anzunehmen ist.

Sekundäre Kopfschmerzen

Sekundäre Kopfschmerzen treten in Verbindung mit anderen Erkrankungen auf. Bei Kindern ist die häufigste Ursache eine virale Infektion. Auch Schädel-Hirn-Verletzungen sind häufige Ursache von sekundären Kopfschmerzen. Diese verschwinden allerdings meist nach wenigen Tagen.

Bei folgenden Alarmzeichen sollten Sie zeitnah einen Arzt aufsuchen:

  • Urplötzliche und heftige Schmerzen
  • Begleitend hohes Fieber
  • Beugen des Kopfes nicht möglich (Nackensteifigkeit)
  • Benommenheit und Verhaltensauffälligkeiten
  • Häufiges nächtliches Erwachen wegen Kopfschmerzen
  • Nüchternerbrechen (früh morgens direkt nach dem Aufstehen)
  • Krampfanfälle oder andere neurologische Symptome wie Seh- oder Sprachstörungen, Schwäche in Armen und Beinen, Gangunsicherheit

Ursachen und Auslöser

Bei der Migräne und den Spannungskopfschmerzen wird als Ursache eine gesteigerte Schmerz- und Reizempfindlichkeit bestimmter Nervenzellen vermutet. Genetische Faktoren spielen bei beiden Formen eine wichtige Rolle.

Die Auslöser von Kopfschmerzen sind bei jedem Menschen individuell. Häufige Auslöser sind zum Beispiel emotionale Anspannung, Stress, Wetterwechsel, Störungen des Schlafrhythmus, Diäten, Menstruation, verlängerte Medienzeiten, Rauchen, Alkohol, Koffein, Energy Drinks und vieles mehr. Es ist sehr hilfreich, die persönlichen Auslöser zu entdecken, dabei kann z.B. das Führen eines Kopfschmerztagebuches oder – Kopfschmerzkalenders helfen. Diese können auch bei der medizinischen Diagnose und damit der weiteren Therapie entscheidende Hinweise liefern.

Ein entsprechendes Tagebuch finden Sie unter Downloads.

Was hilft bei Kopfschmerzen?

Allgemein

Um den Kopfschmerzen vorzubeugen, hilft es regelmäßig und ausgewogen zu Essen, ausreichend zu trinken und auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus zu achten. Entspannungsverfahren, Meditation und regelmäßige körperliche Aktivität und Tätigkeiten, die Freude bereiten, helfen Stress abzubauen und Spannungskopfschmerzen zu reduzieren.

Kälte im Bereich der Stirn und der Schläfen, kann aufgrund der gefäßverengenden Wirkung bei Mirgräneattacken helfen, die Schmerzen zu reduzieren.

Bei Spannungskopfschmerzen hilft eher Wärme, um die verspannte Muskulatur im Bereich von Hals, Nacken und Schultern zu lösen. Auch Massagen können zur Linderung beitragen. Hierzu kann z.B. Pfefferminzöl verwendet werden.

Medikamentöse Behandlung

Bei Kindern kommt in erster Linie Ibuprofen zum Einsatz. Bei bereits diagnostizierter Migräne ist die Empfehlung sehr frühzeitig und hochdosiert zu behandeln, um die Attacke frühzeitig zu unterbrechen und einen möglichst normalen Alltag mit der Teilhabe an allen Aktivitäten zu ermöglichen. Als Alternative kann Paracetamol eingesetzt werden.

Bei Jugendlichen >12 Jahre kann auch die Einnahme von Aspirin erwogen werden. Bei therapieresistenten starken Kopfschmerzen und bekannter Migräne kann auch der Einsatz von Triptanen erwogen werden. Dies sind Medikamente, die die Blutgefäße im Gehirn verengen und die Freisetzung von Entzündungsmediatoren hemmen.

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